Schon die Eiszeit schuf südlich von Plau am See mit einem Schmelzwasserbecken und einem Schmelzwasserrinnensystem ganz besondere Standortbedingungen. In dem heute von naturnahen Buchenwäldern geprägten Naturschutzgebiet befinden sich sechs kleine Seen sowie mehrere Waldmoore unterschiedlichster hydrologischer Prägung sowie einige kleine Waldwiesen. Aufgrund des Kalkgehaltes des Bodens gedeihen im Plauer Stadtwald besondere Pilze und Orchideen. Der Strukturreichtum des Plauer Stadtwaldes bietet Raum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.
Das ca. 315 ha große Naturschutzgebiet Plauer Stadtwald befindet sich westlich des Plauer Sees und grenzt unmittelbar südlich an die Stadt Plau am See. Das Landschaftsbild wird bestimmt von naturnahen Laubwäldern. Auf mineralischen Böden ist die Buche die bestimmende Baumart, im Moorbodenbereich ist es die Schwarz-Erle. Wertgebende Kriterien des Gebietes sind die eiszeitliche Entstehungsgeschichte und die daraus resultierende bis heute vorhandene standörtliche Vielfalt von Wäldern, Seen und Mooren auf engem Raum. Zusätzlich bereichern insbesondere die kleinen artenreichen Waldwiesen das Landschaftbild.
Im Plauer Stadtwald stößt man immer wieder auf Spuren früherer menschlicher Besiedlung. Im Zentrum des Plauer Stadtwaldes, am Burgsee, befindet sich ein slawischer Burgwall. Mehrere alte Landwehre im Gebiet zeugen davon, wie sich die Plauer Bürger*innen in früheren Zeiten dem brandenburgischen Raubrittertum zu erwähren versuchten. Bereits seit dem 17. Jahrhundert wurde der Ton des Gebietes zum Brand von Ziegeln genutzt. Über die Geschichte dieses und anderer Gewerke der Stadt hält das Museum am Burgturm der Stadt Plau eine Menge Informationen bereit. Ein Besuch lohnt sich!
Der Plauer Stadtwald wird bestimmt von naturnahen, totholzreichen Laubwäldern, insbesondere der Buchenwald dominiert das Gebiet. Er wird forstlich bewirtschaftet (Forstamt Wredenhagen). Im Zuge der Umsetzung der FFH Managementplanung wurden einige Waldbereiche aus der Nutzung genommen und zukünftig soll nach Dauerwaldprinzipien gearbeitet werden. Dadurch kann ein möglichst naturnaher, totholzreicher Wald für Artenreichtum und Erholung in Stadtnähe etabliert werden. Das Waldbild kann auch dadurch positiv beeinflusst werden, dass der Einsatz schwerer Forstmaschinen reduziert wird und somit weniger Fahrspuren und Bodenschäden entstehen.
Im Plauer Stadtwald leben mehrere Spechtarten wie der Buntspecht (Dendrocopos major) und der Grünspecht (Picus viridis). Auch die kleinste und die größte heimische Spechtart, nämlich der Kleinspecht (Dryobates minor) und der Schwarzspecht (Dryocopus martius) sind hier zu Hause. Der Höhlenreichtum des Waldes wird u. a. von Waldkauz (Strix aluco), Hohltaube (Columba oenas) und Schellente (Bucephala clangula) genutzt. Beleg der besonderen Qualität des Waldes sind die Vorkommen von Mittelspecht (Dendrocopos medius) und Zwergschnäpper (Ficedula parva). Im Bereich der ehemaligen Tongrube brüten Graugänse (Anser anser) und der Eisvogel (Alcedo atthis). In den Mooren ist der Kranich (Grus grus) zu Hause und auch der heimliche und seltene Waldwasserläufer (Tringa ochropus). Im Frühjahr balzen hier Moorfrösche (Rana arvalis) und andere Lurcharten.
Auf Grund des kalkreichen Untergrundes gedeihen im Norden des Gebietes ganz besondere Pilzarten wie Haarschleierlinge (Cortinarius) und Schnecklinge (Hygrophorus). Auch Orchideen wie den Breitblättrige Sitter (Epipactis helleborine), das Große Zweiblatt (Listera ovata) und die Vogelnestwurz(Neottia nidus-avis) kann man hier im Wald entdecken. Aber man muss nicht nur nach Raritäten Ausschau halten, der Buchenwald überzeugt das ganze Jahr mit seinen Reizen: von den blühenden Buschwindröschen (Anemone nemorosa) im Frühjahr bis hin zum leuchtend bunten Laub im Herbst.
Der Wasserreichtum und die Strukturvielfalt bedingen das Vorkommen vom mehr als 35 verschiedenen Libellenarten, darunter auch seltene Arten, wie die europarechtlich geschützte Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis).
Besonders zu Beginn des Sommers kann man während einer Wanderung durch das Gebiet mit etwas Glück Waldschmetterlingen wie dem Kleinen Eisvogel (Limenitis camilla), dem Großen Schillerfalter (Apatura iris) oder dem Kaisermantel (Argynnis paphia) begegnen.
Waldmoore sind als natürliche Kohlenstoffsenken von Bedeutung für den Klimaschutz. Zusätzlich sind sie auch Archive der Landschaftsgeschichte, wichtig für den Wasserhaushalt und sie beherbergen ein ganz spezielle Tier- und Pflanzenwelt. Im Osten des Plauer Stadtwaldes gibt es zwei tiefgründige, nährstoffarme Kesselmoore die von Moorbirken (Betula pubescens), Torfmoosen (Sphagnum spec.) und Wollgräsern (Eriophorum spec.) dominiert werden. Auch Sumpfporst (Rhododendron tomentosum) und Fieberklee (Menyanthestri foliata) gedeihen hier. Die Stadt Plau hat als Eigentümerin gemeinsam mit den Naturschutzbehörden auf unsere Initiative hin den Wasserstand im Plauer Stadtwald angehoben. Dazu wurden Staue im Bereich des Hofstättschen Moores und der Kesselmoore im Ostteil des Plauer Stadtwaldes gesetzt.
Der Plauer Stadtwald wurde 1996 als Naturschutzgebiet gesichert und mit Verordnung 2012 festgesetzt. Der Plauer Stadtwald ist Teil des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000. Seit 2004 ist er Teil des FFH Gebietes "Plauer See und Umgebung" und seit 2008 Europäisches Vogelschutzgebiet (SPA 39). In den entsprechenden Managementplänen werden naturschutzfachliche Zielstellungen und Maßnahmen formuliert.
Man kann den Plauer Stadtwald auf zwei Wegen in Nord-Südrichtung durchwandern (ca. 4 km). Am Ziegeleisee gibt es einen Naturlehrpfad (ca. 2 km) mit 12 großformatigen Informationstafeln. Ein besonderes Highlight ist der rund 100 m lange Moorsteg durch das Hofstättsche Moor, von dem man tolle Einblicke in das Moor und den Erlenbruchwald hat, ohne sich nasse Füße zu holen. Von Norden aus startet man seine Wanderung am besten am ehemaligen Kino der Stadt Plau, überquert die Straße, folgt dem Ziegeleiweg zum Klüschenberg und zur ehemaligen Ziegelei, die heute eine Ruine ist. Links an der Ziegelei vorbei führt der Weg in den Stadtwald. Von Süden aus startet man im Ortsteil Appelburg, entweder am Antikhandel oder etwas weiter südlich von der B 103 aus der Beschilderung folgend.