Rehkitzrettung: Mit Drohnen gegen die Mahd-Gefahr

Innovative Technik und Freiwillige im Einsatz für eine verantwortungsvolle Landwirtschaft

Foto von einem im hohen Gras zusammengerollten Rehkitz
Junge Rehkitze vertrauen im hohen Gras auf ihre Tarnung | Foto: Lucas Kamrath 2023, Wendisch Waren

Junge Rehkitze im hohen Gras sind durch die Wiesenmahd stark gefährdet. Um Kitztötungen durch Mähwerke zu vermeiden, unterstützen wir Landwirt*innen mit innovativer Drohnentechnologie. Freiwillige „Sucher“ und „Berger“ helfen dabei, die Tiere zu finden, zu schützen und sicherzustellen, dass sie nach der Mahd wieder freigelassen werden. Wir freuen uns über Interessierte, die aktiv mitmachen möchten.

Rehkitze liegen bis zu einem Alter von ca. vier Wochen in der Deckung, während ihre Mütter auf Nahrungssuche sind. In dieser Zeit sind die Rehkitze durch die Mahd von Wiesen stark gefährdet. Sie können durch Mähwerke erfasst und getötet werden. Insbesondere in Waldnähe liegen oft viele Kitze im hohen Gras versteckt.

Wir unterstützen die Landwirtschaft dabei, Kitztötungen zu vermeiden

Die gesetzlich vorgeschriebene Suche von Rehkitzen vor der Mahd gestaltet sich ohne technische Hilfsmittel schwierig. Selbst wenn man nur wenige Meter neben einem Kitz steht, entdeckt man es oft nicht. Ausgemähte Kitze sind nicht nur ein trauriges Ereignis, sondern können den/die Landwirt*in auch wirtschaftlich treffen: inzwischen liegen die Strafen im vierstelligen Bereich. Zudem kann der/die Landwirt*iin zur erneuten Nachsuche verpflichtet werden, was zu weiteren Verzögerungen der Wiesenmahd führen würde. Viele Landwirt*innen verfügen nicht über die nötige, kostenintensive Ausstattung. Oft fehlen auch die Zeit und das Personal, um die unbeabsichtigte, aber dennoch illegale Tötung der Kitze zu vermeiden (Mehr dazu: Rechtsfragen zur Kitzrettung – agrarheute 2023)

Das Ziel unseres Projektes Rehkitzrettung ist es, schwere Verletzungen oder den Tod von Rehwild auf landwirtschaftlich genutzten Flächen zu verhindern. Auch bei der Wiesenpflege helfen wir, die Flächen vor der Mahd abzusuchen. Gerne unterstützen wir so die Arbeit der Landwirtschaft und anderer Flächennutzenden. Wir freuen uns, wenn die Landwirt*innen mit ihrem Team aktiv beim Einsatz dabei sind – so macht die Arbeit am meisten Spaß! Auch Spenden für unseren Einsatz und die technische Ausstattung sind willkommen. Interessierte Landwirt*innen können uns gerne ansprechen: Kontakt

Innovative Drohnentechnologie und präzise Planung zur Kitzsuche im hohen Gras

Um die Rehkitze zu suchen, nutzen wir eine Drohne mit Wärmebildkamera aus dem NABU-Bestand. Diese Technik ermöglicht es uns, die Tiere auch im hohen Gras schnell zu finden. Unsere Einsätze beginnen oft schon um vier Uhr morgens vor Sonnenaufgang, um die besten Bedingungen für die Suche zu nutzen. Dann ist der Boden noch kühl von der Nacht und die warmen Kitze sind im Wärmebild kontrastreich zu erkennen. Nur manchmal kommt es zu Verwechslungen mit anderen Wärmequellen wie z. B. Maulwurfshügeln oder frischem Kot. Auch andere Tiere, wie Füchse, Rebhühner, Hasen oder Jungkraniche werden von der Wärmebildkamera erfasst. Diese Tiere werden aber nicht aktiv aufgenommen, sondern bei der Kontrolle von den Flächen vertrieben.

Zur Vorbereitung des Einsatzes bekommen wir vom Flächenbewirtschaftenden die Feldblocknummern der Wiese mitgeteilt. Damit berechnet die Programmiersoftware (in unserem Fall: UAV-Editor) die effektivste Flugzeit und -route für eine lückenlose Suche. Nachdem diese Informationen auf den Controller der Drohne geladen wurden, kann die Drohne den Einsatz autonom fliegen. Es muss nur noch zum Start, zur Landung und bei einem Kitzfund manuell durch den/die Pilot*in eingegriffen werden. Manchmal kann der Einsatz wegen hoher geomagnetischer Aktivität (sogenannter KP-Index) nicht stattfinden, weil dadurch das GPS-System der Drohne gestört wird

Teamarbeit bei der Rettung: „Sucher“ und „Berger“ im Einsatz

Zusätzlich zu einer Person, die die Drohne steuert, benötigen wir Freiwillige, die die Rehkitze im Gelände finden und sichern. Dafür haben sich zwei Gruppen bewährt: die „Sucher“ und die „Berger“. Die „Sucher“ folgen den Anweisungen des/der Pilot*in und orientieren sich an der Position der über dem Fund in der Luft fixierten Drohne. Eine gute Kommunikation zwischen diesen beiden Beteiligten ist entscheidend.

Sobald ein Rehkitz am Boden gefunden ist, wird der Fundort mit einer Stange markiert, während die Suche in der Luft sofort fortgesetzt wird. Das zügige Weiterfliegen ist erforderlich, weil die Akkulaufzeit der Drohne auf ca. 40 Minuten begrenzt ist. Ein Mitglied der Berger-Gruppe kommt hinzu, um das Kitz vorsichtig aufzunehmen. Es wird mit Gras und Handschuhen angefasst, um Fremdgerüche zu vermeiden, und behutsam in einen Karton gelegt. Anschließend bringen wir das geborgene Kitz im Karton an ein schattiges Plätzchen am Rand der Fläche, Genau dort wird es nach der Mahd auch wieder freigesetzt und kann in sicherer Deckung auf die Rückkehr der Mutter warten. Durch Fieptöne macht es sich bemerkbar und wird so durch die Ricke gefunden.. Wir lehnen die Praxis ab, die Kitze auf der Fläche unter einem Korb zu belassen, denn dabei wird das Rehkitz unnötigem Stress durch vorbeifahrende Mähfahrzeuge ausgesetzt. Zudem kann es auch im Mai in den Vormittagsstunden schon sehr heiß auf den Flächen werden, erst recht, wenn die Mahd schon erfolgt ist. Leider werden Kitze, die in den hellen Tagesstunden auf den frisch gemähten Flächen freigesetzt werden, oft Opfer verschiedener Beutegreifer, da sie weiterhin auf die Ricke warten. Diese trauen sich tagsüber kaum auf die offenen Flächen.

Eine jagdausübungsberechtigte Person muss bei unseren Einsätzen immer dabei sein, um sicherzustellen, dass alles rechtlich einwandfrei abläuft und man uns nicht der "Wilderei" bezichtigen kann. Toll ist, wenn wir am Nachmittag von dem/der Jäger*in erfahren, dass das Muttertier ihr Kitz wiedergefunden hat – manchmal sogar mit Fotobeweis!

Werde Teil unserer Initiative!

Unsere Arbeitsgruppe zur Rehkitzrettung wurde 2023 gegründet. Im ersten Jahr haben wir in 6 Einsätzen zehn Kitze geborgen. Wir freuen uns über jede Unterstützung. Insbesondere bei den Gruppen „Sucher“ und „Berger“ benötigen wir viele Füße, die auf den oft weitläufigen Flächen während der kurzen Akkulaufzeit der Drohne möglichst viele Kitze anlaufen können. Auch Drohnenpiloten die im Besitzt des EU Fernpiloten-Zeugnis A2 sind, wären herzlich willkommen. Wenn du Interesse hast, bei unseren Einsätzen mitzumachen, melde dich gerne bei uns: Kontakt

Es ist ein wunderbares Gefühl, einem kleinen zerbrechlichen Wesen zu helfen, dabei schöne Sonnenaufgänge zu genießen und die Natur hautnah zu erleben. Dein Einsatz lohnt sich!