Im Naturschutzgebiet (NSG) Marienfließ bemerkten wir in den letzten Jahren, dass die angebotenen Nisthilfen für Wiedehopf und Meisen verstärkt auch von Wendehälsen besetzt wurden.
Kann man dort den Bestand durch spezielle Nisthilfen stärken und wie sieht die Bestandssituation in den Ortschaften aus?
Erst durch das Wiedehopf Projekt sind wir im NSG Marienfließ auf den heimlichen Wendehals aufmerksam geworden. Nur kurze Zeit im Jahr verrät er sich durch seinen unverkennbaren Ruf. Der seltene Specht benötigt strukturreiche Lebensräume, wie Trockenhänge oder Streuobstwiesen und sollte somit durchaus auch in der Plauer Region zu finden sein. Wir suchen Mitstreiter*innen, die bei der Erfassung der Wendehälse helfen. Diese Art kann von jedem/r ornithologisch interessierten Helfer*in gut festgestellt werden. Erst nach der Erfassung werden wir entscheiden, in welchem Maße geeignete Nisthilfen ausgebracht werden.
Du bist herzlich eingeladen, bei der Erfassung der Wendehälse mitzuhelfen: Kontakt
Der Wendehals leidet stark unter dem Verlust strukturreicher Lebensräume und dem Schwund der Insekten. In Lebensräumen wie dem Marienfließ findet er reichlich Nahrung in Form von Ameisen, allerdings mangelt es an Nistmöglichkeiten. Die Baumhöhlen sind rar und der Konkurrenzdruck durch andere Höhlenbrüter ist enorm.
Mehr zum perfekt getarnten Höhlenbrüter: Wendehals
Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Redlin konnten wir schon kurz nach der Installation der Wiedehopfkästen beobachten, dass sich Wendehälse dafür interessierten. Scheinbar konnten sie sich nur selten gegen die Konkurrenz von Wiedehopf und Meisen behaupten. Auch wenn einzelne Kästen schon als Balzplatz genutzt wurden, zur Eiablage oder zur Brut kam es nur selten. Auch die Wiedehopfe konnten sich kaum gegen die Meisen behaupten, erst recht, wenn die Kästen schon vor der Rückkehr der Hopfe bezogen wurden.
Durch das Ausbringen von Meisenkästen konnten wir die Situation für die Wiedehopfe deutlich entschärfen – Projekt Wiedehopf. Auch die Wendehälse waren Nutznießer und nahmen die Meisenkästen an, die in großer Zahl im NSG Marienfließ ausgebracht wurden. Tatsächlich kam es 2024 zu mehreren erfolgreichen Bruten im Gebiet.
Im Jahre 2024 fand die erste Erfassung des Wendehalses auf zwei Teilstrecken des NSG Marienfließ statt. Zu unserem Erstaunen bemerkten wir, dass die Anzahl der Wendehälse viel größer war, als zuvor vermutet. Der optimale Zeitpunkt und der Einsatz einer Klangatrappe schienen die Schlüssel zum Erfolg bei der Bestandserfassung zu sein. Durch das damit verbundene Kennenlernen der optimalen Lebensräume und des Balzrufes, hörten wir plötzlich Wendehälse auch außerhalb des Naturschutzgebietes. Sollte die Art doch häufiger sein, als allgemein angenommen und wird vor unserer Haustür nur übersehen und überhört?
Ab 2025 wollen wir uns deshalb auch der Erfassung von Wendehälsen in Städten und Dörfern widmen. Dafür suchen wir noch Mitstreiter*innen mit Interesse für die Ornithologie.
Eine standardisierte Datenerhebung ist die Grundvoraussetzung in jedem Monitoringprogramm. Wir möchten am Brutbestandsmonitoring des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA) teilnehmen. Im Rahmen dieses Monitorings für den Wendehals wird Jahr für Jahr eine Stichprobenerfassung durchgeführt, ohne dabei genau den absoluten Bestand der anwesenden Wendehälse zu zählen. Vielmehr ist es wichtig, die Erfassungsmethode von Jahr zu Jahr gleich anzuwenden. Gezählt wird jährlich zwischen Ende April und Ende Mai. Es ist nur eine Begehung bei optimalen Bedingungen nötig. Wir werden einzelne Punkte (Streuobstwiesen, Parkflächen) und auch Strecken von 3-5 Kilometern Länge festlegen. Diese Strecken können gerne auch per Fahrrad zurückgelegt werden.
Die Erfassung von Wendehälsen ist recht einfach und für viele der Einstieg in die ambitioniertere Ornithologie. Gerne führen wir im April eine praktische Übung durch und erklären an einer Zählstrecke die Dokumentationsmöglichkeiten und den Einsatz der Klangatrappe.
Erst nach der Erfassung können wir uns ein ungefähres Bild über die Bestandssituation machen.
Auch die Lebensräume im urbanen Bereich können so genauer analysiert werden. Mit genauen Daten können wir über die Ausbringung von Nisthilfen und die Sicherung von Lebensräumen nachdenken und eventuell mit Flächennutzenden in Verbindung treten.
Wer sich mit der Art beschäftigt, und den Balzruf kennenlernt, wird diese bei gutem Wetter in geeigneten Lebensräumen hören können. Ein sicherer Tipp ist das NSG Marienfließ. Am besten begibst du dich mit Fernglas Anfang Mai zum Waldparkplatz in Retzow (Ortsteil der Gemeinde 19395 Ganzlin). Es sollte sonnig und möglichst windstill sein – perfekt sind 1-2 Stunden nach Sonnenaufgang. Von dort kannst du zu Fuß in die Heide laufen und dem Weg in westliche Richtung folgen. Auch wenn du Wiedehopfkästen oder Meisenkästen entdeckst, solltest du dich ihnen keinesfalls nähern und die Wege verlassen. Damit würdest du die Vögel in der sensiblen Phase der Nistplatzfindung stören und eventuell die Brut gefährden. Bevor du den perfekt getarnten Wendehals mit dem Fernglas suchst, solltest du die Ohren spitzen. Der Ruf ist laut und anhaltend. Bei umsichtigem Verhalten kann man den Rufer schnell mit dem Fernglas entdecken. Falls du keine Wendehälse oder Wiedehopfe zu sehen bekommst, kannst du dir den Naturlehrpfad anschauen, der am überdachten Picknickplatz beginnt.